| Boston (dpa) - Dreißig Briefe des amerikanischen Schriftstellers Ernest Hemingway an seine «geliebte Marlene», die Berliner Filmdiva Marlene Dietrich, sind jetzt Museumsgut. Die Tochter der Dietrich, Maria Riva, hat die liebevollen, teils intimen Schreiben des Nobel- und Pulitzerpreisträgers Hemingway an ihre Mutter der John F. Kennedy Library and Museum in Boston vermacht. Das bestätigte die Direktorin der Einrichtung, Deborah Leff, am Montagabend. Formal soll der Erhalt der Dokumente erst am Sonntag im Rahmen der jährlichen Preisvergabe durch die Hemingway-Stiftung/PEN New England bekannt gegeben werden.
Die Öffentlichkeit bekommt die Briefe allerdings erst im Jahr 2007 zu sehen, 15 Jahre nach dem Tod der Dietrich 1992 in Paris. Darauf besteht Riva, die das Verhältnis zwischen der Diwa und dem berühmten Schriftsteller in ihrer Biografie «Marlene Dietrich: Von ihrer Tochter» als eng und vertraut, aber vorrangig literarisch beschrieb. Hemingway habe der Dietrich Auszüge seiner Arbeiten geschickt und die Künstlerin um ihre Meinung gebeten.
Was diese erwiderte, bleibt der Öffentlichkeit jedoch vorenthalten. Laut Hemingways Sohn Patrick (74) sind die Briefe der Dietrich an seinen Vater in Kuba. Seine Stiefmutter Maria, Hemingways Witwe, habe nach dem Tod des Schriftstellers nicht alle Dokumente in die USA bringen können. Sie habe sich für eine Auswahl entscheiden müssen, sagte Patrick Hemingway der «New York Times», «und die Briefe von Freundinnen waren nicht ihre Priorität».
Die als Museum angelegte John F. Kennedy-Bibliothek nennt die zwischen 1949 und 1959 verfassten Briefe an die Dietrich eine «große Bereicherung» ihrer Hemingway-Sammlung. Die Bibliothek ist im Besitz von 95 Prozent aller Manuskripte und persönlichen Briefe des Autors. Zu seinen Schreiben an die Berliner Diwa gehören sieben mit der Hand geschriebene sowie 18 getippte und handsignierte Briefe, vier Telegramme und eine Weihnachtskarte, die er unter anderem in Kuba, Paris, Venedig und Kenia aufgab.
Der Kurator der Hemingway-Sammlung, James Roth, beschreibt die Briefe als «faszinierend». Hemingway habe seine Gefühle für die Dietrich klar zu Papier gebracht. «Wenn er jemanden liebte, sagte er das auch. Da spielte es keine Rolle, ob das Verhältnis (wie zu Diedrich) platonisch oder eher fleischlicher Natur war», sagte Roth. «Viele Leute glaubten, dass die Beiden ein Verhältnis miteinander hatten. Aber das stimmt nicht», sagt auch der Enkel der Dietrich, Peter Riva. «Ihre Intimität begrenzte sich auf den Austausch von Gefühlen und Erfahrungen - ohne die Komplikation von Sex. Sie hatten ein wunderbares, enges und provokatives Verhältnis», erläutert Riva, und hätten sich auch einige Male zu viert mit ihren jeweiligen Ehepartnern getroffen. dpa
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