| | | | Hi Jade
Stress ist ein wichtiges Wort beim Umgang mit Serissa, und zwar in Bezug auf den Baum wie in Bezug auf den Besitzer oder die Besitzerin. Darum als erster Tipp: Lass dich von der Serissa nicht stressen. Mich hat meine Serissa damals soweit gebracht, dass ich sie zuletzt aus Trotz an der Wäscheleine trocknen liess und danach feierlich verbrannte. Es tat gut.
Zu deiner Serissa: Du kannst nichts mehr an den gekappten Wurzeln ändern, mach dir darum nicht zuviele Gedanken deswegen. Es kann auch die Umstellung, die Erde, die Feuchtigkeit, die Sonne, der Dünger oder alles zusammen gewesen sein.
Ein zweites Mal umtopfen wäre tatsächlich stressig. Ich sehe auch nicht ganz ein, weshalb es nötig sein sollte: Frische Erde führt normalerweise ja nicht zu Staunässe. Allenfalls kannst du die Erde rund um die Pflanze etwas auflockern, wenn du sie zum Beispiel «gestampft» hast.
Danach würde ich die Serissa einfach mal ruhen lassen. Stell sie an einen Ort, wo die Sonne nicht brennt, gib ihr wenig Wasser, dafür häufig, lass den Dünger ganz weg und achte darauf, dass keine Zugluft herrscht. Lass sie üm übrigen aber ruhen. Man kann Pflanzen nämlich aus lauter Sorge totpflegen. Dabei sind es eigentlich Lebewesen, die mit ganz geringen, langsamen Veränderungen viel besser zu Rande kommen als mit massiven Eingriffen, besonders wenn es um die Wurzeln geht.
Ich habe gerade in den Ferien den Strunk einer Tanne angeschaut. Das war eine riesige Bergtanne auf etwa 1300 Metern Hähe, sicher gegen hundert Jahre alt. Die hat «Viviane» und «Lothar» überlebt, widerstand mindestens einem kleinen Bergsturz und trotzte Generationen von Kühen, die sie fast blank rieben. Da wurde eine Bergstrasse gebaut, die knapp am Wurzelstock vorbeiführte. Innerhalb eines Jahres ist der Baum soweit abgestorben, dass er gefällt werden musste - derselbe Ort, dieselben Bedingungen, nur eine andere Situation der Wurzeln.
Bevor ich dir und deiner Serissa alles Gute wünsche bringe ich noch eine Bitte an: Schliess von diesem Erlebnis nicht darauf, «Bonsai-Kunst» sei ein nervtötendes Hobby für Mikrobiologen und Masochisten. Du würdest dann den Ligustern, Azaleen, Ulmen, Fichten, Kiefern, Linden, Zelkowen und all den anderen Arten Unrecht tun, die nicht so zickig sind wie die Serissa.
Gruss Andy |