| | | | Hallo Tine,
die Frostproblematik hat Andy hier schon irgendwo mal genauer erklärt, ich will's nur mal kurz wiederholen:
Wenn der Bonsai "oben herum" auftaut, weil vielleicht die Sonne etwas wärmt, dann muß er auch was trinken. Kann er aber nicht, wenn die Schale vollständig durchgefroren ist. Also gibt's einen Dürreschaden.
Und warum passiert das nur einem Bonsai, aber nicht der Straßenlinde an der Ecke? Weil die dicke Linde so lange Wurzeln hat, daß sie bis in eine Tiefe reichen, wo der Boden nicht gefriert.
Das Problem beim Bonsai ist also, daß es am besten in der Schale immer ein Grad wärmer ist als in der Baumkrone. Dann gibt's auch im tiefsten Winter immer was zu saufen, wenn es auch benötigt wird. Naja, die Zusammenhänge sind schon noch etwas komplexer, aber zum Verständnis reicht es auf alle Fälle.
Und da wir kaum die Schale beheizen können, müssen wir eben die Aufheizung der oberirdischen Baumteile absolut vermeiden. Dazu gehört eben ein wirklich guter Schutz gegen einstrahlende Sonne. Und ansonsten versuchen wir, die Schale vor schnellem Temperaturwechsel zu schützen, indem wir sie dick in Luft einpacken. So wie Du eben einen dicken Strickpulli trägst, umgeben wir die Schale mit einer dicken Schicht trockenen Laubes, Tannenzweigen, Kokosmatten und was es sonst noch gibt. Die darin enthaltene Luft wirkt isolierend.
Der Folientunnel kann unter Umständen alles auf den Kopf stellen: Ist es eine lange Zeit so richtig knackig kalt, frieren die oberen Erdschichten auch unter der Folie bis in Tiefen von mehr als 30cm vollständig durch. Kommt nun sehr kurz mal die Sonne schön raus, erwärmt sich zwar die Luft im Tunnel und damit auch der Bonsai, in der Erde aber bleibt es kalt. Warmer Bonsai aber möchte etwas trinken... Wie Du siehst, ist der Folientunnel kein Allheilmittel. Selbst ein etwas empfindlicher Baum wird durchgehend -10°C besser wegstecken als -2°C in der Schale, aber +3°C in der Luft.
Uwe |