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(01.04.2024, 01:34 Uhr)

 
 
 Heine-Forum
 
Hallo Silke,
na endlich mal jemand, der nicht dummfaul nach einer Interpretation fragt, sondern sich selbst Gedanken macht und konkrete Fragen stellt!
Ich versuche mal, ob ich ohne längeres Nachdenken oder Nachblättern etwas zur Beantwortung beisteuern kann ...
Zu den Enjambements: Mir scheint es eher nicht darum zu gehen, daß das lyrische Ich als (im übertragenen Sinn) Kämpfer im Freiheitskrieg nicht schlafen kann. Rein technisch liegt es an dem fast schon erzählerisch-epischen Charakter des Gedichts (das ja berichtet, wie es ist bzw. war), daß die Sätze länger geraten als die Verse. Und dann wird dadurch natürlich eine gewisse Dynamik erzeugt, die gut zum Inhalt, dem revolutionären Kampf, paßt.
Sätze in Klammern: Der erste Klammersatz würde ohne Klammern einfach den erzählerischen Fluß stören, da es ja tatsächlich eine Art Nebenbemerkung ist. Für beide Klammern gilt, daß dort eher das passiert, was auf dem Theater "beiseite sprechen" heißt: Figur A sagt etwas zu Figur B, dreht sich dann seitwärts (oft zum Publikum)und sagt etwas, das das Gespräch kommentiert und, als wären es seine Gedanken, vom Gesprächspartner nicht gehört wird. So ähnlich funktioniert es auch hier: Einmal berichtet das lyrische Ich ein sehr menschliches, unheldenhaftes Detail (das Schnarchen der Kameraden), dann kommentiert er sein Verhalten ("nur Narren fürchten nichts").
Pathos: Ich glaube, alle diese Formulierungen sind ziemlich ernst gemeint (was bei Heine nicht sehr oft vorkommt): Geschrieben hat er es, als er todkrank und gelähmt auf den Tod wartete. Es ist eine Art Testament, das belegt (wenn man das lyrische Ich mit dem Autor Heine identifiziert, was schwierig ist, aber hier ziemlich naheliegt: Als letztes Gedicht im sehr persönlichen Lazarus-Zyklus des "Romanzero" hat das Gedicht etwas sehr Herausgehobenes und Programmatisches) wie sehr Heine sein Lebenswerk als Beitrag zum Freiheitskampf gesehen hat - nicht gegen Napoleon, denn "Freiheitskriege" hießen die Kämpfe gegen Napoleon 1813-1815, sondern gegen die Adelsherrschaft und für die bürgerliche Demokratie.
Wichtig ist übrigens der Titel: "Enfant perdu", was ja wörtlich "verlorenes Kind" heißt, bezeichnet in der militärischen Fachsprache einen Vorposten, der so weit vor der eigenen Front liegt, daß damit zu rechnen ist, daß er nicht heil zurückkommt, sondern dem Feind zum Opfer fällt, "verlorener Posten" wäre wohl die deutsche Entsprechung. Das heißt: Der Kampf, von dem das Gedicht handelt, ist für den einzelnen hoffnungslos, aber Teil eines wichtigen, vielleicht erfolgreichen Gesamtzusammenhangs.
Ich hoffe, das hilft Dir weiter!
Robert
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