Hallo Desi, so wirklich erfolgreich war ich mit meiner Kleidersuche ohne den Schrank sehen zu können, nicht. Ich hatte natürlich meine Vorstellung, dass ich Rock und Bluse tragen möchte. Die Farbzusammenstellung, die dann aber nachher herauskam, als ich mir die Augenbinde abgenommen habe, um mich in den Kleidern anzusehen, war ziemlich erschreckend. Ich hätte nie geglaubt, dass ich mich so schlecht in meinem Kleiderschrank auskenne, dass ich einzelne Blusen und Röcke verwechsle. Bei den Feinstrumpfhosen war dies ja noch nachvollziehbar, weil die sich wirklich alle gleich anfühlen, sofern sie nicht ein Muster haben. Dass ich eine hautfarbene Strumpfhose trug, obwohl ich eine mokkafarbene wollte, ging ja auch noch. Aber dass ich noch nicht einmal den Rock anhatte, von dem ich glaubte, ihn aus dem Schrank genommen zu haben, war für mich wirklich erstaunlich. Nur die Schuhe, die ich anziehen wollte, hatte ich nachher auch tatsächlich an. Aber das liegt vielleicht auch daran, dass ich nun nicht gerade Dutzende hohe Schuhe im Schrank stehen habe. Trotzdem war es eine unglaublich intensive und schöne Erfahrung, mit verbundenen Augen Kleider anzuziehen und mich in diesen Kleidern noch längere Zeit in meiner Wohnung zu bewegen, bevor ich mir die Augenbinde abgenommen habe. Auch das Gefühl, sich selbst nur zu spüren, während man Kleider anzieht und zurecht streicht ist irre intensiv. Das gibt einen weiteren Aspekt einer unbekannten Welt, wenn man sich noch nicht einmal sicher sein kann, ob man die Kleidung trägt, die man vermutet. Schon allein die Unsicherheit, ob man wirklich das angezogen hat, was man glaubt, ist faszinierend.
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