 | | |  | | Hallo Kati! Hallo Markus!
@kati
Ich glaube nicht, dass Du ihn dazu bringen kannst, seinen "Fehler" einzusehen. Für ihn ist es nämlich gar kein Fehler. Er leidet ja nicht darunter, oder? Ich denke, Du musst für Dich aktiv werden. Habt Ihr Kinder? Dann musst Du auch für die aktiv werden. Aber es kann sein, dass Du Deinem Mann nicht helfen kannst. Am ehesten vielleicht, wenn Du Dein Leben in die Hand nimmst und aufhörst, Dich um ihn zu drehen. Vielleicht kommt er dann dazu, dass er sein Trinken als Problem erkennt. Warum sonst sollte er damit aufhören? Es klappt ja alles so gut... Du kümmerst Dich vermutlich um alles, kontrollierst ihn, teilst ihm vielleicht seine Rationen Alkohol zu, erledigst den Haushalt und alle finanziellen Verpflichtungen?? Warum sollte er aufhören zu trinken?
Sorry wenn ich hart klinge. Ich habe keine Erfahrungen mit einem Freund oder Mann, der trinkt. ich kenne aber diese Suchtmuster aus der eigenen Familie - mein Opa war Alkoholiker (da hat unsere Familie haute noch was von), eine sehr gute Freundin war mit einem Alkoholiker verheiratet und ich habe mit ihr alle späteren Phasen dieser Beziehung erlebt. Das sie daran nicht zerbrochen ist, verdankt sie der Distanzierung von den Problemen ihres Mannes - dass sie ihr Leben nicht mehr nach seinem Trinken ausgerichtet hat!
@Markus
Genau das ist das Problem der Co-Abhängigkeit: Man kümmerst sich um die Probleme des anderen. Der Alkoholiker hat die Sucht des Trinkens, der co-abhängige Partner hat die Sucht gebraucht zu werden. Ich denke, dass es da gewisse Persönlichkeitsstrukturen gibt, die dafür sorgen, dass Süchtige mit Co-Abhängigen zusammentreffen.
Dank des Trinkens meines Opas hat sowohl meine Mutter wie auch ich ein Problem mit Co-Abhängigkeit. Ständig begegnet mir wieder diese Kontrollsucht, dieses Gebraucht-werden-müssen, das Für-andere-Mitdenken. Das ist auch eine Art Sucht. Und der perfekte Gegenpart zum Alkoholiker. Zusammen ergeben die beiden ein funktionierendes Gespann. Wenn nicht einer von beiden aussteigt, kann das ewig so weitergehen! Und es ist meist nicht der Süchtige selbst, der aussteigt! Jedenfalls nicht, bevor der Leidensdruck hoch genug ist. Beim Co-Abhängigen ist der Leidensdruck schon eher zu hoch.
Mir hat das Buch (was ich im letzten Posting empfohlen habe) die Augen für das Problem der Co-Abhängigkeit geöffnet. Alkoholismus ist nämlich ein Problem, was sich durch einige generationen zieht. Da haben noch lange Familienmitglieder dran zu tragen. Und jeder hat sein kleines Päckchen Suchtmuster oder Co-Abhängigkeit, was er in seinem Leben lösen darf...
Wenn Du sagst, dein Vater hat getrunken - müsstest Du diese Co-Abhängigkeit eigentlich kennen. Vielleicht hat die Familie ihn geschützt, ihn gedeckt, ihn zu kontrollieren versucht, sich abgestrampelt um ihn zum Aufhören zu bringen - alles, bloß sich nicht trennen von dem Menschen ... Im Grunde ist das zusammen mit dem Suchtpart wie ein großes Versteckspiel.
Wobei "trennen" nicht unbedingt bedeuten muss, jemanden zu verlassen - aber z.B. zu akzepttieren, dass dieser Mensch für sich gewählt hat zu trinken. Und dass ICH dass nicht mehr durch mein Verhalten unterstützen will.
Das klingt hier so locker - das hat mich Jahre gekostet und viele schmerzhafte Erkenntnisse meiner eigenen Geschichte, bis ich das so sagen kann. Aber ich bin erst in dritter Generation betroffen - wie viel härter muss es sein, direkt betroffen zu sein!
Fish |
