Hallo Fan (haha!)

Ja, vielleicht muss ich dann mal andere Schuhe anziehen. Aber glaubst du, das verlieren hat den gleichen Reiz für die Schuhdiebe?

Also das gestern kam zustande, als wir in der zweiten großen Pause im Klassenraum geblieben sind. Eigentlich dürfen wir das nicht, sondern müssen auf den Schulhof oder in die Pausenhalle. Ich glaub, das ist wegen der Aufsicht so, dass wir da nicht ohne Lehrer im Raum sein dürfen.

Jedenfalls war ich mit ein paar Leuten aus meiner Klasse halt noch im Raum. Wir machen das manchmal, aber dabei muss man dann schon immer eher leise sein, damit es nicht doch einem Lehrer auffällt, der gerade Gangaufsicht macht oder so. Ich saß dabei so seitlich auf der Fensterbank, meine Füße hatte ich ebenfalls vor mich mit auf die Fensterbank gezogen. Meine Schuhe waren ein paar alte schwarze Chucks. Die sind schon ziemlich abgelaufen, aber das gefällt mir auch an denen.

Irgendwann kam Jan zu mir rüber, der mir auch manchmal die Schuhe auszieht. Ich war etwas misstrauisch, aber ich konnte auch nicht wirklich weg, da ich in einer Ecke des Klassenraums saß. Tatsächlich kam er dann zu mir und hat am Schnürsenkel meines linken Schuhs gezogen. Das war schon aufregend, das so absehen zu können, ohne dass ich viel dagegen machen konnte.

"Hey, hör auf", hab ich dann gesagt, aber halt auch möglichst leise.
"Ich mach doch gar nichts", hat er da gesagt und gegrinst und dann wirklich die Schleife aufgezogen. Da hab ich dann versucht, meinen Fuß zu mir ranzuziehen. "Echt jetzt Jan, ich will nicht"
"Was willst du nicht?"
"Dass du mir schon wieder den Schuh klaust."
"Ah, gute Idee!"

Und da hat er dann meinen Knöchel gepackt. Ich hab gezogen und mit den Händen direkt nach dem oberen Ende meines Schuhs gegriffen, damit er ihn mir nicht ausziehen kann. Das war jetzt schon peinlich, da auch die anderen jetzt Jan und mir zuschauten. Natürlich war er stärker als ich, aber so konnte er mit meinem Schuh auch nichts machen. Also hat er noch mehr an meinem Bein gezogen und es dann geschafft, meinen Knöchel in den Schwitzkasten zu nehmen. So kam ich dann nicht mehr dran. Ich hab von hinten an deinen Schultern gezogen, aber das hat auch nichts gebracht.

Dann hab ich gemerkt, wie er jetzt den Schuh an der Ferse packt und daran zieht. Der Schuh saß immer noch recht fest, aber ich wusste trotzdem, dass er es schaffen würde, ihn mir auszuziehen.

"Nicht schon wieder, nicht den Schuh", hab ich gejammert. Da ich etwas lauter war, haben ein paar der anderen sofort psst gemacht. Mir war das jetzt nicht so wichtig, ich wollte lieber meinen Schuh behalten.

"Nun sei schon ruhig, Tessa", meinte dann Michelle.
"Dann soll er mir meinen Schuh lassen", sagte ich, während ich merkte, wie dieser anfing, sich zu lockern. Ich drückte noch stärker gegen Jan, um ihn irgendwie von meinem Fuß loszubekommen.
"Ich bin aber nicht laut", meinte Jan und da nickten ein paar der anderen. Ich fand das schon fies, da es ja nicht meine Schuld war und ich jetzt nicht mal mich richtig zur Wehr setzen durfte.

Ich hab deswegen ein bisschen das Schmollen angefangen und da ich dadurch etwas abgelenkt war, passierte jetzt auch das unvermeidbare. Plötzlich spürte ich einen Ruck an der Ferse und dann auch schon das seltsame Gefühl, wenn plötzlich der Schuh über den Fuß rutscht. Jan drehte sich zu mir um, grinste zufrieden und hielt triumphierend meinen Schuh hoch.

Ich saß einfach geschlagen da. Mein linker Fuß war jetzt nur noch mit einer orangen Socke bekleidet. Ich bin sicher etwas rot geworden und es war mich auch sehr peinlich. Aber es war auch ein seltsam aufregendes Gefühl. Ich wackelte ein bisschen mit meinen Zehen und quengelte herum. Ich wusste nicht so richtig, was ich jetzt machen soll. Meinen Schuh würde ich mir nicht zurück erkämpfen können und ich laufe auch nicht so gern sockfuß durch die Klassenräume. Also bettelte ich einfach.

Natürlich war ich auch dabei nicht leise und Erfolg brachte es auch nicht. Nur, dass dann plötzlich doch ein Lehrer an der Tür stand. Da haben wir natürlich etwas Ärger bekommen und wurden hinausgeschickt. Er hat auch gesehen, dass Jan meinen Schuh hat und der musste ihn mir zurückgeben. So musste ich dann immerhin nicht auf Socken in die Pause. Aber die anderen meinten, weil ich so laut gewesen sei, würden sie mir dann demnächst als Strafe beide Schuhe klauen. Da musste ich ganz schön schlucken.

So, das war mein Erlebnis am Freitag. Ich hoffe, das beantwortet die Fragen, aber fragt sonst gern, falls noch was fehlt.

Grüße,
Tessa