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(01.04.2024, 01:34 Uhr)

 
 
 Ganztagesschulen in Lahr
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Alle Gymnasien werden Ganztagsschulen!

Bei der heutigen Diskussion über Ganztagsschulen geht es für viele Gymnasien, z.B. auch das Max-Planck-Gymnasium Lahr, eigentlich gar nicht darum, ob eine Ganztagesschule überhaupt eingeführt werden soll, denn durch die landesweite Einführung des achtjährigen Gymnasiums (G8) hat die baden-württembergische Landesregierung bereits dafür gesorgt, dass die Gymnasien Ganztagsschulen sind bzw. mit jedem Schuljahr noch mehr werden. Weil neun Schuljahre zu acht komprimiert wurden, war verstärkter Pflichtunterricht nachmittags unvermeidlich. So müssen im G8 schon Achtklässler, eventuell auch schon Siebtklässler, dreimal in der Woche auch am Nachmittag die Schulbank drücken, nicht, weil sie eine selbst gewählte Arbeitsgemeinschaft besuchen, sondern für den ganz normalen Unterricht.

Begründet wurde das gegen viele Widerstände eingeführte achtjährige Gymnasium u.a mit dem Argument, viele  Deutsche stünden dem Arbeitsmarkt zu spät zur Verfügung. Ob diese Begründung angesichts hoher Arbeitslosigkeit und der der immer wieder geforderten Verlängerung der Lebensarbeitszeit ("Rente ab 70"!) besonders überzeugt, sei dahin gestellt. Fakt ist, dass das achtjährige Gymnasium in Stuttgart politisch durchgesetzt wurde und so alle Gymnasien auf den Weg zur Ganztagsschule geschickt wurden. Deshalb lautet die Frage nicht: "Wollen wir überhaupt eine Ganztagsschule", sondern sie heißt: "Wie gehen wir damit um, dass viele Schüler mindestens dreimal in der Woche Nachmittagsunterricht haben?"

Der Landesregierung ist meiner Meinung nach vorzuhalten, dass sie sich darüber zu wenig Gedanken gemacht hat. Hat sie wirklich geprüft, ob alle Kommunen in der Lage sind, als "Schulträger" angemessen auf die neue Situation zu reagieren? Hier fühlt sich auch die Stadt Lahr von Stuttgart ziemlich im Stich gelassen. Sie hat die pädagogischen Konzepte der betroffenen Schulen geprüft und für gut befunden, sieht sich aber wie viele andere Gemeinden nicht in der Lage, die erforderlichen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen. Das war vorhersehbar, trotzdem wurde in Baden-Württemberg das achtjährige Gymnasium forciert!

Was ist zu tun? Sollen für die Mittagspause auswärtige Schüler "halt ein Vesper mitbringen"? Sollen Mütter in die Schulen kommen und in den Klassenzimmern Mittagessen ausgeben? Sollen die schulischen Förderkreise das notwendige Geschirr finanzieren? Sollen Väter in der Mittagspause Aufsicht führen oder Betreuungsangebote machen? Fragen über Fragen!

In anderen Ländern stellen sich diese Fragen schon lange nicht mehr. In Frankreich hat der Staat 1881 flächendeckend Ganztagesschulen eingeführt, aber auch dafür gesorgt, dass die Rahmenbedingungen stimmen: "Das nationale Unterrichtsministerium regelt nicht nur Angelegenheiten des Unterrichts, sondern z.B. auch das Essen in der Schule. Die Essenszeit soll mindestens eine halbe Stunde betragen, die Wartezeit bei der Essensausgabe nicht eingerechnet. Bei Vor- und Grundschulen sind die Kommunen für die Organisation und Verwaltung der Kantine verantwortlich, die an private Anbieter abgegeben werden kann, sowie für das Personal zur Betreuung während des Essens [.]  Die minimalen Kantinenkosten werden seit dem Jahre 2000 nach dem Einkommen der Eltern und nach der Kinderzahl, mit einer Obergrenze, differenziert. Für Familien mit sechs und mehr Kindern ist die Schulkantine kostenlos. Die Kantinen unterliegen strengen hygienischen Kontrollen. Die Qualität des Essens ist je nach Schule und Standort unterschiedlich." (Quelle: Mechthild Veil: "Ganztagsschule mit Tradition: Frankreich", in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 41/2002, www.bpb.de, eine Veröffentlichung der Bundeszentrale für politische Bildung)
Das Problem der Aufsicht und der Nachmittagsbetreuung wird in Frankreich damit gelöst, dass sich dafür bezahlte Studenten, die so genannten "surveillants", um die Schüler kümmern.
So ist es nicht verwunderlich, dass sich in unserem Nachbarland Ganztagesschulen einer relativ großen Akzeptanz erfreuen. Frauen z.B. nutzen die Einrichtung der ganztätigen Betreuung und Unterrichtung, um Beruf und Familie miteinander zu verbinden. Das drückt sich in den höheren Erwerbsquoten von Müttern und vermutlich auch in den höheren Geburtenraten aus.

Ich bin gespannt, wie sich die Situation in Baden-Württemberg entwickeln wird!

Dies ist ein Beitrag aus dem Forum "Max-Planck-Gymnasium Lahr". Die Überschrift des Forums ist "Ganztagesschulen in Lahr".
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