plaudern.de

Forumsharing?
Forum suchen
Forum erstellen
Impressum/Kontakt
Datenschutz
AGB
Hilfe

24 User im System
Rekord: 483
(01.04.2024, 01:34 Uhr)

 
 
 Tinnitus / Ohrgeräusche
  Suche:

Hallo,

Für diejenigen, die es interessiert, steht heute ein Beitrag zur Kortisongabe bei akutem Tinnitus auf der Internetseite der DTL.

Unter anderem heißt es hier unter Bezug auf Herrn Prof. Olaf Michel, diese Verabreichung sei durch seriöse Studien abgesichert. Dies ist jedoch eine recht unvollständige  Darstellung. Wenngleich eine kleine Doppel-Blind-Studie (Wilson) einen geringfügigen Vorteil zugunsten der Kortison-Gruppe feststellen konnte und auch andere Autoren (z.B. Moskowitz u. einige andere) dies bestätigten, gibt es gegenwärtig mehrere Studien aus Japan (z.B. Minoda u. einige andere) mit gegenteiligen Ergebnissen. Und erst kürzlich wurde eine leider sehr kleine Doppel-Blind-Studie aus Israel (Kronenberg) vorgestellt, in der keine Unterschiede zwischen Kortison und Placebo festgestellt werden konnten.

Ferner wird auf der Seite der DTL die Adresse einer Informationszentrale über Kortison mitgeteilt. Wörtlich heißt es in diesem Zusammenhang:
"Viele Betroffene haben immer noch unbegründete Ängste und Vorurteile gegenüber dem therapeutischen Einsatz von Corticoiden. Häufig verbirgt sich hinter der Cortisonangst lediglich mangelnde Information und Aufklärung."

Wenn man jedoch an die genannte Adresse schreibt, erhält man zunächst lediglich eine Hersteller-gesponserte Informationsbrochure. Dieses Heft ist übrigens gar nicht schlecht, denn es erwähnt ausführlich die Pros und Contras von Kortison. Eine Kortisongabe ist laut der Veröffentlichung berechtigt, wenn der zu erwartende Nutzen höher als die zu erwartenden Risiken ist.

Von Hörstürzen und Tinnitus ist jedoch in dem ganzen Heft kein Wort zu finden. Daten die *eindeutig* und *zweifelsfrei* belegen, daß bei diesen Indikationen ein Nutzen durch eine frühzeitige Kortisongabe zu erwarten ist, vermisse ich bis heute. Ebenso wie saubere Wirkungsnachweise von irgendwelchen durchblutungsfördernden Medikamenten oder Druckkammerbehandlung.

Viele Grüße
Christian
Hallo Christian,

vielen Dank für Deinen wieder Mal wertvollen Beitrag.

Habe gestern gerade gelesen, dass die meisten Hörstürze innerhalb von 10 - 12 Tagen von selbst "heilen". Aber in unserer Gesellschaft wird immer sehr schnell nach Medikamenten geschrien.

In den USA, die sicherlich schon weiter sind als wir, werden die Leute krankgeschrieben, damit sie sich ausruhen können oder besser noch in den Urlaub fahren können.

Ist sicherlich auch nebenwirkungsfreier. ;-)

Viele Grüße
Ute

PS: Habe meine Seiten www.ute-albrecht.de/tinnitus übersichtlicher gestaltet.
 Re: DTL / Kortisongabe bei akutem Hörsturz 18.12.2001 (07:08 Uhr) Christian
Hallo,

> Habe gestern gerade gelesen, dass die meisten Hörstürze
> innerhalb von 10 - 12 Tagen von selbst "heilen".

Die zugegebenermaßen nicht gerade vielen Studien zur Spontanheilung des Hörsturzes sprechen recht eindeutig dafür, wobei allerdings keine dieser Untersuchungen sonderlich groß ist. Einige Leute sagen deshalb, daß man zu wenig über den Spontanverlauf weiß, um das Risiko einer Nullbehandlung einzugehen. Ein entsprechender Kommentar  - abermals vom Infusionsliebhaber Prof. Michel - ist auch auf der Internetseite der DTL im Archiv beim Thema Hörsturz zu finden. Detailliert geht er auch in seinem Buch "Der Hörsturz" auf dieses Thema ein.

Diese Argumentation halte ich allerdings für eine ziemlich absurde Umkehr des Pflicht des Wirkungsnachweises und so weit wäre es wohl auch nie gekommen, wenn man nicht einfach damit angefangen hätte, aus purer Spekulation heraus einige Behandlungen zu sogenannten Standardbehandlungen zu machen.

Wichtiger finde ich, daß - mit der *eventuellen* Ausnahme der Hörsturz-Studie von Wilson zum Kortison (siehe mein Kommentar in der vorangegangenen Nachricht) - in keiner einzigen qualitativ vernünftigen Studie ein höherer Erfolg im Vergleich zum Placebo erzielt werden konnte. Das gilt vor allen Dingen für die ganzen durchblutungsfördernden Medikamente.

>Aber in
> unserer Gesellschaft wird immer sehr schnell nach
> Medikamenten geschrien.

Ich bin ein vollkommener Befürworter von Medikamenten, wenn ein klarer Nutzen zu erkennen ist und dieser Nutzen höher als das zu erwartende Risiko durch Nebenwirkungen ist. Einen Beweis dafür, daß es sich bei der medikamentösen Behandlung des Hörsturzes und/oder Tinnitus so verhält, vermisse ich. Selbst wenn Nebenwirkungen selten sein mögen: Kortison, Dextran, HAES oder Procain sind keine Tick-Tacks und sollten auch nicht wie solche verschrieben werden. Und insbesondere die Bemerkung der DTL, viele Leute hätten *unbegründete* Ängste vorm Kortison, halte ich in diesem Zusammenhang für vollkommen unangebracht. Natürlich treten die meisten Nebenwirkungen erst nach längerfristiger Anwendung auf. Das heißt aber noch lange nicht, daß hochdosiertes Kortison bei kurzzeitiger Anwendung völlig nebenwirkungsfrei ist.

> In den USA, die sicherlich schon weiter sind als wir,

Mmmh, unser Krankenkassensystem möchte ich nicht mit dem der U.S.A. eintauschen. Einige Infusionsbefürworter argumentieren, daß in den U.S.A. aus reinen Kostengründen Hörsturz und Tinnitus weniger behandelt wird.

Wobei viele dieser Befürworter andererseits auch nicht gerade für einen Gotteslohn Infusionen verabreichen. Und wenn man dann noch einen Schritt weiter geht und zu den privaten Druckkammern kommt, die - wenn man sich deren Internetseiten mal ansieht - vor allen Dingen von Hörsturz- und Tinnituspatienten zu leben scheinen, dann kommt man doch vielleicht zu dem Ergebnis, daß einige Leute das finanzielle Argument in der Diskussion mal lieber aus dem Spiel lassen sollten...

> werden die Leute krankgeschrieben, damit sie sich
> ausruhen können oder besser noch in den Urlaub fahren
> können.

Na ja, Kortison-Tabletten sind auch in den U.S.A. beim Hörsturz nicht unüblich. Da bin ich auch tatsächlich der Meinung, daß ein möglicher Nutzen zumindest *ein wenig* besser abgedeckt ist, als bei den durchblutungsfördernden Mitteln.

Ich selbst hätte übrigens auch selbst dann noch keine Probleme, wenn bei uns entsprechende Mittel den Leuten gegeben werden, nachdem sie genau über mögliche Nebenwirkungen und den unbekannten Nutzen aufgeklärt worden sind und ihr Einverständnis gegeben haben. Bloß in der Praxis wird gegenüber den Patienten oft einfach so getan, als ob Hörsturz = "Infusion" eine ganz klare und eindeutige Sache wäre. Der Beitrag von Prof. Michel ist mal wieder ein deutliches Beispiel dafür.

Eins der schönen Nebenresultate dieser Behandlungsart ist neben möglichen Nebenwirkungen leider, daß etliche Leute mit der Einstellung "Wäre ich bloß früher zum Arzt gegangen, wäre mir geholfen worden" durchs Leben gehen und nicht einmal ahnen, daß vermutlich eine frühzeitige Behandlung auch nichts geändert hätte.

Ein weiteres Problem, das zum Beispiel auch auf der Internetseite einer Tinnitusklinik erwähnt wurde ist, daß einige Leute aus dem Umstand, daß sie mit durchblutungsfördernden Medikamenten behandelt wurden, eine Angst vor Durchblutungsstörungen und möglichen weiteren Konsequenzen wie Schlaganfall, etc. entwickeln. Und auch das in der Mehrzahl der Fälle völlig ohne Grund.

> Ist sicherlich auch nebenwirkungsfreier. ;-)

Davon gehe ich aus! ;-)

Wobei ich, wenn ich Arzt wäre (was ich Gott sei Dank nicht bin), einen Patienten ganz klar über die Möglichkeit einer medikamentösen Behandlung und einer Nichtbehandlung aufklären würde. Bloß eins würde ich nicht machen: Ihm die kaum objektiv und richtig zu treffende Entscheidung abnehmen.

Viele Grüße
Christian
 Re: DTL / Kortisongabe bei akutem Hörsturz 01.07.2009 (15:01 Uhr) Vanessa
> Hallo,
>
War bisher auch immer der Meinung, erst wenn gar nichts mehr hilft, dann kommen die Medikamente. Das war    das dümmste, was ich nach meinem Hörsturz tun konnte. Cortison hab ich dann erst genommen, als Infusionen, Tabletten die das Innenohr durchbluten, Massagen gegen Stress und Verspannung und auch Fango nichts geholfen haben.
Leider hat dann das Cortison auch nicht mehr geholfen.
Ebenso ging es 2 Bekannten von mir. Auch dort wurde das Cortison erst gegeben, als andere Therapien nicht anschlugen. Leider auch viel zu spät.
Ich bin kein Freund von Medikamenten, kann aber aus eigener Erfahrung sagen, dass die Folgen, die ein Hörsturz hat (körperlich, sowie auch psychisch)ohne  dieseCortisonbehandlung wesentlich schlimmer sind, wie eine Cortisongabe. Ich würde heute sofort  Cortison  nehmen und habe meine Lehre daraus gezogen. Wie gesagt, es ging nicht nur mir so, meine  2 Bekannten  gelten ebenfalls als "austherapiert"
Vielleicht konnte ich euch mit meinen Erfahrungen ohne Cortison in den ersten 4 Wochen weiterhelfen

Liebe Grüße Vanessa

Dies ist ein Beitrag aus dem Forum "Tinnitus". Die Überschrift des Forums ist "Tinnitus / Ohrgeräusche".
Komplette Diskussion aufklappen | Inhaltsverzeichnis Forum Tinnitus | Forenübersicht | plaudern.de-Homepage

Kostenloses Forumhosting von plaudern.de. Dieses Forum im eigenen Design entführen. Impressum



Papier sparen durch druckoptimierte Webseiten. Wie es geht erfahren Sie unter www.baummord.de.