"Nur 47 Cent bleiben in der eigenen Tasche"

Berlin (ap). Die Belastung durch Steuern und Abgaben ist stark gestiegen. Staat und Sozialkassen bekommen vom deutschen Volkseinkommen dieses Jahr 53 Prozent, wie der Steuerzahlerbund am Montag vorrechnete. Damit bleiben Bürgern und Betrieben von jedem verdienten Euro nur 47 Cent in der eigenen Tasche; im Vorjahr waren es noch 49 Cent. Laut Verband arbeiten die Bundesbürger bis zum 13. Juli, also bis Freitag, rein rechnerisch ausschließlich für den Fiskus sowie die Sozialkassen und erst danach fürs eigene Portemonnaie. Im Vorjahr lag dieser „Steuerzahler-Gedenktag“ noch acht Tage früher, nämlich am 5. Juli.

Hauptgründe für den Anstieg der Belastungsquote sind den Angaben zufolge die Erhöhung der Mehrwert- und Versicherungsteuer, die Kürzung der Pendlerpauschale sowie des Sparer-Freibetrags. „Die Große Koalition hat mit der größten Steuererhöhung aller Zeiten die Steuerbelastung weiter nach oben getrieben“, monierte Verbandspräsident Karl Heinz Däke und verlangte eine spürbare Senkung der Einkommensteuer. „Eine Reform nach dem Motto ’niedrig, einfach, gerecht’ darf nicht weiter auf die lange Bank geschoben werden.“

Der Chef der SPD-Bundestagsfraktion, Peter Struck, sagte dazu, der Aufschwung werde es ermöglichen, die Sozialversicherungsbeiträge in diesem und im nächsten Jahr weiter zu reduzieren. Über die Senkung des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung werde im Herbst entschieden, „so dass ich glaube, dass sich die Last für die Bürger im nächsten Jahr deutlich vermindern wird“.
Der Steuerzahlerbund verwies auf Berechnungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), wonach die Belastung der deutschen Arbeitseinkommen im internationalen Vergleich eine Spitzenstellung habe: 2006 blieben bei einem durchschnittlich verdienenden Single von 100 Euro, die dieser seinen Arbeitgeber kostete, nach Abzug von Lohnsteuer und Sozialbeiträgen 47,50 Euro netto übrig. Im Mittel der 30 verglichenen OECD-Staaten blieben dem Arbeitnehmer 62,50 Euro netto in der Tasche.

Quelle: HAZ vom 10.07.07