Cordula spielte Gitarre.  Nach meiner Meinung spielte sie auch gut Gitarre.  Ich hatte leider nicht viel Gelegenheit, sie spielen zu hoeren.  Ich kann aber die Qualitaet von Gitarristen nicht besonders gut beurteilen, weil ich selbst dieses Instrument nicht gelernt habe, sondern nur im Vergleich mit anderem gehoertem und gesehenem urteilen kann.  Ich kenne oder kannte jedoch eine ganze Reihe von unterschiedlichen Gitarrenspielern und hatte mit einigen zu tun.  Einmal spielte sie ein wenig in ihrem Wohnheimzimmer in Augsburg, was ich mithoeren durfte, allerdings nur zum Testen eines Verstaerkers.  Spaeter, nach ihrem Umzug nach Ulm, brachte sie zweimal ihre Wandergitarre nach Augsburg zu mir ins Studentenwohnheim mit.  Das erste Mal hat sie sie gar nicht ausgepackt.  Das zweite Mal packte sie sie aber aus.  Sie sasz dabei auf einer der beiden am Boden nebeneinander liegendan Matratzen, die ich fuer uns beide zum schlafen an einer Zimmerecke aus gerader Wand und der Dachschraege auf der Seite der Kochnische hinter dem Kuechenschrank bereitet hatte.  Ich sasz auf einem Bett mit Gestell an der gegenueberliegenden Zimmerwand, das uns als Sofa dienen sollte und war gerade mit irgendetwas schriftlichem zu Lesen beschaeftigt.  Da packte sie ihre Gitarre aus, was ich nur so aus einem Blickwinkel wahrnahm, also nicht sofort direkt sah, aber auch mal kurz direkt hingesehen haben mag.  Dann begann sie, frei Gitarre zu spielen.  Ich war davon nach kurzer Zeit sehr positiv ueberrascht, was ich da von ihr zu hoeren bekam.  Deshalb sah ich von meinen schriftlichen Sachen auf zu ihr, erstaunt und beeindruckt, wie gut sie spielte.  Als ich dann noch ihre Griffe sah, war ich noch mehr erstaunt und begeistert und mir wurde klar, dass sie wirklich gut Gitarre spielt und ich freute mich da sehr darueber, dass ich mit ihr zusammen sein durfte und dass ich sie hoeren und sehen durfte.  Kurz darauf merkte sie, dass ich sie ansah und sah dann auch, waehrend sie zunaechst weiterspielte, mich an.  Wir sahen uns dadurch kurz gegenseitig in die Augen.  Nun geschah aber etwas Schlimmes fuer Cordula.  Ich weisz leider bis heute nicht, was das genau gewesen war.  Gleich nachdem sich unsere beiden Blicke getroffen hatten, hoerte sie unvermittelt zum spielen auf und packte ihre Gitarre wortlos wieder ein.  Das tat mir sehr leid und schmerzte auch.  Ich sagte ihr und frug sie aber nichts dazu, weil ich sie nicht dazu ueberreden wollte, nur fuer mich weiterzuspielen, wenn sie das nicht selbst will.  Ich bin mir aber sicher, dass sie weiterspielen haette wollen, nachdem sie ja erst kurz zuvor damit begonnen hatte und das apprupte Beenden ihres Spiels vermutlich mit unserer Blickbegegnung zu tun hatte.  Ich haette sie sehr sehr gerne weiter und oefter Gitarre spielen gehoert.  Sie brachte danach ihre Gitarre aber leider niemals mehr mit zu mir oder sonstwohin, wo wir noch gemeinsam waren.  Ich befuerchte, dass sie meinem Blick beim Hinsehen zu ihr irgendetwas hinzuinterpretierte, was sie davon abhielt, einfach weiterzuspielen und was sie sogar auch davon abhielt, eine ihrer Gitarren jemals wieder zu mir mitzubringen, obwohl sie gerne spielte und ich ihr auch gerne dabei zuhoerte.  Dabei war ich sehr positiv beeindruckt und hatte mich sehr darueber gefreut, wie gut sie spielen kann.  Es kann also nicht sein, dass ich sie da z. B. abwertend oder geringschaetzig angeschaut hatte.  Erinnerungen an dieses Ereignis und seine Folgen sind eine Quelle immer wiederkehrender groszer Qualen und Schmerzen.  Besonders schlimm ist dabei auch die Tatsache, dass wir beide das Geschehene, was auch immer in ihr dabei geschehen sein mag, nie aufgearbeitet und das scheinbar entstandene Problem nie aufgeloest haben, was vermutlich sehr einfach moeglich gewesen waere.  In dem Zusammenhang faellt mir noch ein, dass Cordula mir einmal kategorisch absprach, jemals Klavier gespielt haben zu koennen, was sie aus der Form meiner Haende und der kurzen Laenge meiner Finger schlieszen zu koennen glaubte, obwohl ich sieben Jahre lang im musischen Gymnasium Klavier als Pflichtinstrument gelernt und gespielt hatte, wenn ich auch tatsaechlich dabei sehr schlecht war, was aber nichts mit den von ihr behaupteten Gruenden zu tun hatte, denn ich kenne beispielsweise eine hervorragende Konzertpianistin, die noch kuerzere Finger hat, als ich, aber schon im Alter von 2-3 Jahren begonnen hatte, Klavier zu lernen, wie auch Leute, die laengere Finger haben und schlecht darin waren.  Aehnlich wahnhafte Aeuszerungen, von denen sie dann jeweils, vermutlich krankheitsbedingt, voellig ueberzeugt ist, gab sie leider oefters von sich.  Letzteres ist, was unsere Liebesbeziehung angeht, vermutlich eher nebensaechlich, aber sagt etwas ueber ihre Denkfaehigkeit und krankhaften Denkstrukturen aus.  Die Sache mit der Gitarre aber, die sie apprupt zu spielen aufhoerte, nachdem ich sie erfreut und beeindruckt beim Gitarrespielen angesehen hatte und sich unsere Blicke so getroffen hatten, spielt aber vielleicht eine zentrale Rolle in Cordulas Gefuehlsleben zu oder mit mir oder zeigt etwas davon und das hat moeglicherweise auch etwas mit ihrem spaeteren furchtbaren und grausamen nicht nachvollziehbaren Verhalten gegenueber mir zu tun.  Warum sie damals so schnell wieder mit ihrem schoenen Spiel aufgehoert hatte und eine Gitarre sogar niemals mehr zu mir mitgebracht hatte, hat vielleicht mit irgendetwas in meinem Blick zu tun und mit ihrer Interpretation dessen, wovon ich aber nichts weisz und was auch niemand auszer ihr sagen kann.  Sie sagte mir garnichts dazu.  So nahm ich zunaechst an, es sei nichts allzu Schlimmes.  Es gab aber keine Gelegenheit mehr, das anzusprechen und dabei scheint etwas fuer sie sehr Wichtiges und Schlimmes geschehen zu sein.   Was hat sie dabei so sehr negativ beeindruckt und warum?  Ich erinnere mich nicht mehr daran, ob sie auch damals bald nach dem Ereignis heimfuhr nach Ulm, oder erst viel spaeter.  Dieses Geschehen und seine Hintergruende sind vermutlich einige der Dinge, die wir beide dringendst haetten zusammen klaeren muessen, um unsere Beziehung gut weiterfuehren zu koennen.