plaudern.de

Forumsharing?
Forum suchen
Forum erstellen
Impressum/Kontakt
Datenschutz
AGB
Hilfe

57 User im System
Rekord: 483
(01.04.2024, 01:34 Uhr)

 
 
 OPPI-FORUM
  Suche:

 Gewitter auf dem Meere 11.09.2002 (13:16 Uhr) Sabine B.
Peter Hille, deutscher Dichter

* 11.09.1854
+ 07.05.1904

.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.

Gewitter auf dem Meere

Es ist so ein eigener Schein, so ein grünheller innerer Ton wie eine Wiese, von der niemand weiß, wo sie herkommt und mit ihrem Wachstum leuchtet da mitten auf den Wellen, wo sie sich wie ein Hügel erheben. Höher und höher sich dehnen.

Und da am Strand zu meinen Füßen, wie Ackerkrume ist das, wie Ackerkrume mit ihren schwarzen, fruchtschwellenden Kämmen, die sich vornüber zur Seite neigen.

Wie üppige Wünsche, ungeheuer und lüstern wölbt sich das blaue Gewölk zu wilden Hallen dröhnend zuckender Leidenschaften. Bleiches Grauen in dünnen Streifen zieht darüber, ein ohnmächtiges Gewissen, das Furcht hat.
 Re: Gewitter auf dem Meere 11.09.2002 (13:18 Uhr) Sabine B.
Am Strande

Ostseeskizze


Ein blaues Gewand mit einem Saum freundlichen Silbers. - Und zitternd und streichelnd, wie der scheuschöne Liebling eines gewaltigen Mannes, so über dem Leibe, dem atemgehobenen Leibe der Tiefe, dem unentschleierten Leibe des Lebens: rinnend rieselnder Flimmer.

So vor der Zeit, vor aller Zeit.

Zart, wie die hehre Wange der Ewigkeit, hat die Weite den rötlichen Rost jungmutwilliger Sonne. Es plaudert an - immer wieder - munter, ungeduldig, wie an ein zu lange schlafendes Lager - und der Strand ist wie ein fester Leib: außen kühl, innen - heimlich weilend - wachsende Wärme. Hier ist es hehr, hier muß es sich wandeln lassen wie vor Gewaltigen!

Da: starke, fröhliche Gestalten. Ihrer sind drei: Nacken und Rücken wärmen das Auge wie die einstige Glut der Sonne. Um sie bellend der große tiefbraune Hund, der lautspringende Ausbund des Lebensjubels!

So ragen die drei Jünglinge einen Augenblick wie eine Erscheinung auf von der warmhellen Düne, zwischen den braunrötlichen mit graubläulichen Nadeln lang überschütteten Zwergkiefern in den voll und deutlich alles umlachenden Himmel.

Dann wandeln sie trocknend auf klimmendem Sande.

Und wie ihr Lied aufsteigt bis mitten in den Lerchenjubel ihnen zu Häupten:

»Noch ist die blühende, goldene Zeit,
Noch sind die Tage der Rosen!«


Ja, das sind nicht mehr sie, das ist die Weise ihrer Jugend, die da singt.

Ewige Jünglinge, wo mögt ihr nun weilen?

Ob ihr nun fischt oder ackert, ob ihr nun nieder taucht wieder, wie unlöschbare Flammen, hier in der See - neu seid ihr ewig!
 Peter Hille (1854-1904) 11.09.2002 (18:53 Uhr) OPPI

Regentropfen

Regentropfen warm und groß
Machen aus der Nacht sich los,
Regentropfen warm und groß.

Da die Nacht steht ganz in Glanz,
Einen Augenblick da stands,
Ein Geisterantlitz, da entschwands.

Da, ein Blitz hat Licht gemacht,
Ganz in Glanz da stand die Nacht,
Da, ein Blitz hat Licht gemacht.

Helle wird im Lied das Leid,
Leuchtet auf wie ein Geschmeid,
Leuchtend wird im Lied das Leid.

Und da steht es in der Nacht,
Still in seiner Geisterpracht
Steht sein Antlitz in der Nacht.

Liedertropfen warm und groß
Lösen aus dem Leid sich los,
Liedertropfen warm und groß.


Peter Hille
 Peter Hille (1854-1904) 11.09.2002 (18:56 Uhr) OPPI
Meine Erde

So ein verliebter Tor verpufft...
(Goethe, Faust)

Meine Hände flammen nach dir.

Sieh, wie die Sonne streichelt
Die lieben Bäcklein,
Die schämig tiefer erglühenden Bäcklein
Liebfrommer Erde.
Wie so im Wundergrausenden
Dampfe des Lebens
Sinnen hoch... träumerisch... zwei Seelen der Seele.

Du Goldkerl du,
Du Prachtlump du,
Du dumme, dumme Erde,
Racker du!

Und Kuß auf Kuß, hungrig trinkend,
Rafft empor sie
Vom tiefabhangenden Haar
An das goldkräftig hingerissene,
Torheit strahlende
Antlitz der Liebe.

Die Menschen nennen das
In ihrer Seelen Schläfrigkeit
Dann gemächlich einen schönen Tag
Und stopfen dazu die lange Piepe
Mit Pastorentabak.
Was wissen die von unserer Liebe!

Es lächelt tief in den grämlichen Falten
Mühender Erde.
Meines Traumes jähe Frische
Lacht hell auf meinem Schlaf
Und hat... was an der Hand -
Dich!




1. Boden

Siehe ich bin eine traurige Erde,
Größemüde sinnende Landschaft,
Tuend ruhende Schwere!
Wie von Werken
Trauriger Wein.
So verlorenes Stärken:
Was?
Schwarze Vögel,
Wie ein Trauerband gezogen
Um leisblaue zarte Schultern
Sehnenden Himmels,
Mit so nahen spähenden Augen,
Die was Schnelles sagen,
Kommt mir geflogen,
Die fragend, kündend.
Fichtenzweige sind getüpfelt.
Wie taubes Gold in welker Hand,
Das bietend keinen Nehmer fand.
Flog mal an geschecktes Licht,
Ein verstecktes Kindsgesicht,
Flog mal an.
Ist wo verhalten Lieb in linder Luft
Listigen Taumels wonniges Leben,
Flüsterndes Sprühen
Verstohlen hinüber -.



2. Weltschwellendes Lied

Über grüßende Klüfte und Büsche zieht
Und junge Vögel wiegende Wipfel
Zwei gelbe Falter...
Ein Haschen, ein Fühlen,
Vorüber...
Das währt, das währt.
Seliger Flug,
Hier in den Himmel
Die beiden es trug:
Mit vier Blättern
Zwei Blumen.

Was so schwer in der Erde,
So ganz schwer -
Aller Frühling schweigt
Und singt sein leuchtend schwellendes Reifen.
Allmenschen.

Braunes Mühen,
Perlen des Fleißes,
Rosen auf greifenden Knäufen.
Bilder rohrleichter Hütten.
Hurtige Schultern des plaudernd
Kindlich treibenden Wichtes
Tragen über das Tal zu anderem Hofe
Ziegen und Frucht -
Grüne Weiten.
Ziegenerstiegene.

Schmerzen wühlen
Schmerzen, seliges Sichlegen ins Grab -
In Erde all:
Schwanken der Seele zur Höhe -
Die Lüfte sind müde
Schwer vom Fremden,
Vögel darin,
Schwarze Vögel mit harten, bohrenden Seelen
Dunkelrunden Augen,
Blankem bereitem Schnabel.
Schwarzer Scharen fliegendes Fragen,
Zusammenrufen
Dunkelbeutefroher Ruf.




3. Auf Mutterschoß

Betende Hände,
Gottbetroffene Jungfrau,
Flattern und Beben,
Heiliges Lallen:
Mein Werk ist träg in der verdürstenden Geister
Verdürstetem Greifen.
Dunkelruhen!
Gebären. Arbeit,
Bang, groß,
Seelen in hastender Arbeit.
Alle halten zusammen und - haben nichts.
Qualen die furchtbar sind.
Unerhörte Worte
Unerhörte Dinge.
Und es sollen Frühlinge sein,
Und - Trauer ist Jubel.
Ein Brausen in lichtentschmetterndem Ringe.
Und fern, wie sehr,
An goldbraunen, reifen, jubelnd roten, blühenden Wangen.
Starkes Gekicher.
Tänze, gell wie Sonnenlohen.
Tamburin, wirbelnd
Wie goldumzügelte
Blumen der Sonne.

Schlummre, Frühling,
Im Dunkel einer Trauer,
Und wie ein Kind
Sprießt du immerzu
Violette Blumen des ersehnten Herbstes
In vergessen geschlossener Hand.


Peter Hille (1854-1904)

Dies ist ein Beitrag aus dem Forum "OPPI-FORUM". Die Überschrift des Forums ist "OPPI-FORUM".
Komplette Diskussion aufklappen | Inhaltsverzeichnis Forum OPPI-FORUM | Forenübersicht | plaudern.de-Homepage

Kostenloses Forumhosting von plaudern.de. Dieses Forum im eigenen Design entführen. Impressum



Papier sparen durch druckoptimierte Webseiten. Wie es geht erfahren Sie unter www.baummord.de.