| | Nach dem Gespräch mit dem Nieders. Landwirtschaftsminister Uwe Bartels am 28.09. hatte ich am 06.10. Gelegenheit, im Verbraucherministerium in Bonn an einem Informationsgespräch teilzunehmen. Danach stellt sich die Sachlage für mich so dar:
Minister Bartels betreibt Etikettenschwindel wenn er behauptet, den Künast-Entwurf aus Tierschutzgründen abzulehnen und selbst einen tiergerechteren Entwurf für eine solche Verordnung im Fachausschuss des Bundesrates vorgelegt zu haben. Was Bartels da vorschlägt ist nichts weiter als die Fortführung der bisherigen tierquälerischen Käfighaltung ! Davon, das die Käfige nach seinem Entwurf nun 50 cm hoch sein und mit Sitzstangen ausgestattet werden sollen sind sie nicht tiergerechter. Selbst die Belegdichte von 18 Tieren /m² = 555 cm² pro Tier entspricht ziemlich genau der EU-Vorschrift für die Käfighaltung. Der einzige Unterschied liegt darin, das die Käfige etwas größer sein und Gruppen von 20 - 50 Tiere beherbergen sollen, Auslauf ist jedoch nicht möglich denn die Käfige sollen wie bisher in Reihen über- und nebeneinander in den Stallgebäuden stehen. Der Hühnerknast in der bekannten Form bliebe prinzipiell also bestehen.
Ob dadurch, wie Bartels behauptet, das tierquälerische Kürzen der Schnäbel überflüssig wird ist lediglich eine Hypothese. Die von Bartels vorgebrachten Einwände gegen den Künast-Entwurf sind jedenfalls leicht zu entkräften: 1. der Grad des Kannibalismus hängt mehr von ausreichendem Platzangebot als von der Form der Ställe bzw. Gehege ab, und da bleibt der Bartels-Entwurf weit hinter Künasts Volierenhaltung mit immerhin 1100 cm² pro Tier zurück. 2. die von Bartels aufgestellte Behauptung, Hennen könnten nur eine Gruppe von max. 40 - 50 Tieren übersehen und sähen eine größere Anzahl von Tieren als grundsätzlich feindlich an, was Kannibalismus hervorrufe, ist so nicht richtig. Auch dies hängt wiederum von dem zur Verfügung stehenden Platz und dessen tiergerechter Beschaffenheit ab. 3. in bestehenden Großanlagen mit Boden- und Freilandhaltung hat man gute Erfahrungen mit dem Halten von 2 - 3 Hähnen innerhalb einer Hennenherde zur Vermeidung solcher Aggressionen gemacht (wie im richtigen Leben halt ;-) ). Diese Erkenntnis hat Bartels in seinen Ausführungen jedoch überhaupt nicht berücksichtigt.
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