| Helgolander Fischerlied von Johann Peter Eckermann
Der Fische viel gefangen sind, Die Nacht wird dunkel, naß der Wind; Bald ab vom Strande strömt die Flut, Drum rudert rasch und rudert gut, Damit wir zeitig landen.
Es pfeift der Wind bei hohler See, Nicht Mond nicht Stern ist in der Höh'; Doch halten fest wir im Gesicht Auf fernem Turm der Heimat Licht, Wohin wir oft uns fanden.
Bald sind wir nah, nun senkt das Blei, Noch alle Not ist nicht vorbei, Hier liegen flach der Klippen viel, Und ist fürwahr kein Kinderspiel, Bei dunkler Nacht zu stranden.
Mit Licht die Unsern sind am Strand! Bald ziehn die Boote wir zu Land; Dann heitre Mahlzeit machen wir, Und der Gefahren lachen wir, Die glücklich wir bestanden.
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Johann Peter Eckermann
geb. 21.09.1792 Winsen/Luhe gest. 03.12.1854 Weimar
Das Kind eines Hausierers wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Mit 16 Jahren wurde er Schreiber in Winsen, später in verschiedenen Ämtern der Präfektur Lüneburgs. Nach der Teilnahme an dem Feldzug 1813/14 versuchte er sich in Hannover als Maler ausbilden zu lassen, was aber am Geldmangel scheiterte; er schlug sich weiterhin mit Kanzleiarbeiten durch. 1821/22 hörte er in Göttingen juristische Vorlesungen. Nach positiven Reaktionen auf lyrische Versuche schrieb er eine Sammlung poetologischer Thesen, deren Manuskript er an Goethe sandte. Im Juni 1823 reiste er nach Weimar; Goethe nahm ihn freundlich auf und lud ihn ein, ihm beim Ordnen seiner Schriften zu helfen. Eckermann blieb in Weimar und wurde der engste Gehilfe Goethes beim Redigieren; er bewegte Goethe zum Abschluß des Faust und des letzten Teils von Dichtung und Wahrheit. Seinen Lebensunterhalt bestritt er vorwiegend durch Sprachunterricht für englische Bildungsreisende. Testamentarisch bestimmte ihn Goethe zum Herausgeber seiner Nachgelassenen Werke. 1837 wurde er herzoglicher Bibliothekar mit dem Titel eines Hofrats, allerdings ohne wesentliches Gehalt. Er starb in Armut.
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