49 User im System Rekord: 483 (01.04.2024, 01:34 Uhr)
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| | | NACHTS von Maria Luise (1899-1929)
Ich kaure immer Und höre mein Blut Rauschen, den dunkeln Strom.
Sucht meiner Seele Müder Fährmann Deinen Schatten auf mondener Bucht.
Aber Du kamst nicht. Er wartet lange, holte er Dich endlich über!
| | | | | | Jetzt möcht ich schlafen
Jetzt möcht' ich schlafen, schlafen gleich, Entschlafen unter Mondeshauch, Umspielt vom flüsternden Gezweig, Im Blute Funken, Funk' im Strauch, Und mir im Ohre Melodei ; - Die Uhr schlägt zwei.
Und immer heller wird der süsse Klang, Das liebe Lachen, es beginnt zu ziehen Gleich Bildern von Daguerre die Deck' entlang, Die aufwärts steigen mit des Pfeiles Fliehen ; Mir ist, als seh' ich lichter Locken Hang, Gleich Feuerwürmchen seh' ich Augen glühen, Dann werden feucht sie, werden blau und lind, Und mir zu Füssen sitzt ein schönes Kind.
Annette von Droste-Hülshoff
| | | | | | | | Abendphantasie
Süßes Bild, Schwebst mir vor mit leisem Sehnen! Klagst mit wehmuthsvollen Thränen, Tief in Trauerflor verhüllt.
Wonnezeit! Ach! Umstrahlt von Frühlingsmilde, Froh in Tempe's Lichtgefilde, Lebt' ich dir, o Zärtlichkeit.
Thränen fließt! Thauend, wie die kleine Quelle Rieselnd, perlend, Well' an Welle Über Blumen sich ergießt.
Alles schweigt! Kaum, daß in des Westes Flüstern, Unterm Schattendach des düstern Tannenhains, der Halm sich beugt.
Holder Traum! Fliehe nicht auf Rosenflügeln; Weile an des Baches Spiegeln, Suche nicht des Aethers Raum.
Es entschwand! ... So entfloh vor Psyche's Kusse Amor, da mit holdem Gruße Sie: Geliebter ihn genannt.
Friederike Brun | | | | | | | | | | Schwanenlied
Im Mondschein zu singen
Steigst du aus der Berge Kluft Still und hehr empor, Hüllest Thal und Hain und Luft Leis' in Silberflor?
Zeigst mit sanftgebroch'nem Licht Was dem Blick entschwand, Hüllst in stilles Dämmerlicht, Was das Herz empfand?
Ach dein Silberflor verhüllt Den bethränten Blick, Und ein mild'res Lebensbild Strahlt aus ihm zurück.
Was mit rauh-verworr'nem Ton Mir das Herz zerriß, Hüllt die duft'ge Fernung schon Tief in Finsterniß.
Leiser faßt die rauhe Hand Meines Weh's mich an. Und der hehren Hoffnung Land Glänzt am Ziel der Bahn.
Ward ich d'rum so sehr betrübt, Weil ich Treu' geglaubt? Armes Herz, hast ausgeliebt, Bist du des Schmucks beraubt!
Fall', o Blüthenregen hin, In der Wehmuth Schooß; Frühlingslust und Flattersinn, Glücklich Lebensloos
Diese Blüthe sank herab, Meine Thrän' hinein - Treue blüht doch bis ins Grab, Hellt den Abendschein!
Kaum in Mitte deiner Bahn, Stehst du schon allein. Muthig! kühn den Fels hinan, Dort wird's besser seyn!
Ach vom Felsen blick' ich weit In die Öd' hinein! Künft'ge und vergang'ne Zeit Trägt das Herz herein!
Hülle mich in deine Nacht, Silberdämm'rung, ein! Ach des Schmerzens ganze Macht Dringet auf mich ein.
Friederike Brun | | | | | | | | | | Nacht am Fluss
Liegen eine Sternennacht und lauschen, Wie der Kahn an seiner Kette zieht Und die Welle flüstert und entflieht Und die Wipfel leis dawiderrauschen - ,
Wie es seufzt und rüttelt ohne Ruh, Freiheit wider Knechtschaft einzutauschen. Armes Herz, so zerrst und stöhnst auch du. Eine Nacht so seinem Schicksal lauschen ...
Christian Morgenstern | |
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