| | Hallo zusammen, nach dem Beitrag von Ute möchte ich mich kurz vorstellen:. Ich bin 44 Jahre alt, verheiratet und habe 3 Kinder (17, 15, 8 Jahre) und bin als Ingenieur in einem Karlsruher Elektroniklabor tätig. Und so erging es mir: eines morgens wachte ich mit ziemlich lautem Ohrensausen erschrocken auf - das war am 1.Oktober 2001. Vorausgegangen war eine ziemlich diffuse Erkältung mit zeitweise unangenehmen Ziehen an Hals und Ohren. Stress würde ich allein nicht dafür verantwortlich machen, denn ich fühlte mich bis dahin in meinem Job und der Familie wohl - und ein Mindestmaß an Stress dürfte wohl jeder haben.
Ich war noch am gleichen Tag beim HNO-Arzt, der mich erst mal damit beruhigte, dass dies nicht so schlimm wäre und wieder vergehen würde und mit einem Rezept für Trental nach Hause schickte. Als sich mein Tinnitus am dritten Tag immer noch nicht gebessert hatte, lies ich mich auf Ratschlag stationär in die HNO-Abteilung aufnehmen. Die Behandlung erfolgte "klassisch" mittels Infusionen und Trental kombiniert mit Cortison. Erfolg der 10-tägigen Therapie war, dass es noch mehr als zuvor in meinen Ohren sauste. Als übel empfand ich vor allem die sich einstellende Hyperakusis, bei der mir sogar der Belüftungsventilator in meinem Krankenzimmer als dröhnende und rauschende Geräuschkulisse vorkam (der wurde immer um sechs Uhr morgens angeworfen).
Endlich zu Hause machten mir gewöhnliche Geräusche wie Kühlschrank, Lüfter, klapperndes Geschirr oder Kinderlärm das Leben schwer. Fernsehen war mir immer nur kurz möglich. Das Staubsaugergeräusch trieb mich aus dem Zimmer. Kurz vor Auftreten meines Tinnitus hatte sich mein jüngster Sohn ein Terrarium mit Grille gewünscht - seit dem fing das Insekt an, pünktlich jeden Abend zu zirpen. Also stellte ich die Grille immer , wenn der Jüngste im Bett war, in die halbwegs schalldämmende Nebenkammer. Morgens kam sie dann wieder an den gewohnten Platz. Aber ich ahnte da noch nicht, wie alt eine Grille werden konnte.
Meine Hyperakusis mildert sich glücklicherweise immer mehr und macht sich nur noch gelegentlich bei hochfrequenten Rauschen bemerkbar (Lüfter von Computer oder Klimaanlagen). Und wenn, wie in der Weihnachtszeit, besonders viele "Jingle Bells"-Titel im Radio laufen, dann kann ich die Glöckchen besonders gut heraus hören. Ich genieße es aber wieder, mir u.a. die CD 'Equinoxe' von Jean Michel Jarre ohne dem nervenden Nachklingeln anzuhören (was mir gleichzeitig wegen des Synthesizereinsatzes im oberen Hörbereich als "qualitativer Hörtest" dient).
Zwischenzeitlich habe ich eine Akupunkturbehandlung mit 6 Sitzungen hinter mir und bin mir nicht sicher, ob mir die Behandlung etwas gebracht hat, denn die Intensität des Tinnitus ändert sich nahezu täglich und ist unter Alltagsgeräuschen oft nicht oder kaum hörbar.
Das Einschlafen machte mir zu Anfang die meisten Probleme. Deshalb hörte ich zur Ablenkung CDs mit Naturgeräuschen (Bachplätschern, Flussrauschen..) oder Entspannungsmusik. Aber leider nicht immer mit Erfolg. Deshalb besitze ich jetzt einen Aufziehwecker, der mir mit seinem Ticken beim Einschlafen sehr gut hilft ( und meine Frau leider oft wachhält :-) ). Ich bin also noch am Experimentieren.
Nach einer Zeit des "dagegen wehren" muss ich wohl doch einsehen, dass man sich damit arrangieren muss und es keinen Sinn macht, ewig dem tinnitusfreien Zustand davor nachzutrauern.
Ich hoffe ihr hattet schöne Festtage und wünsche euch einen guten Start ins neue Jahr.
Gruss Rainher
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